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Writer's picturedr. med. Bako, Peter

Wie entsteht Typ 2 Diabetes und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Damit wir die Krankheit verstehen, sollten wir uns vorerst mit der Insulinwirkung beschäftigen. Insulin ist ein Hormon der Bauchspeicheldrüse und führt dazu, dass die Zellen den Zucker aus dem Blut aufnehmen, Insulin senkt also den Blutzuckerspiegel. Zusätzlich besitzt Insulin anabole Wirkungen und kann Aufbauprozesse im Körper stimulieren, wie z.B. Energiespeicherprozesse (als Fett oder Glykogen).


Sowohl beim Typ 1 als auch beim Typ 2 Diabetes ist der Blutzuckerspiegel erhöht, aber aus einem unterschiedlichen Grund, was auch dazu führt, dass die Behandlung unterschiedlich ist.


Beim Typ 1 Diabetes besteht ein absoluter Insulinmangel dadurch, dass Zellen, die das Insulin produzieren, durch Autoimmunprozesse zerstört werden. Der absolute Mangel an Insulin führt zu hohen Blutzuckerwerten, weil die Zellen den Zucker ohne Insulin nicht aufnehmen können. In diesem Fall bleibt therapeutisch nichts anderes übrig, als künstlich Insulin zuzuführen durch regelmäßige Spritzen oder durch eine Insulinpumpe. Diese Form ist deutlich seltener als Typ 2 Diabetes und bei der Entstehung spielen viel mehr genetische Faktoren eine Rolle als der Lebensstil.


Adipositas, Typ 2 Diabetes, abdominelles Fett
Das Übergewicht spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung vom Typ 2 Diabetes

Typ 2 Diabetes ist viel häufiger, (die Prävalenz in Deutschland liegt mittlerweile über 10 %, also jeder 10. ist betroffen) die Krankheit ist meistens mit Übergewicht assoziiert. Der Körper produziert zwar Insulin, in manchen Stadien sogar mehr als gewöhnlich, aber die Wirkung ist trotzdem unzureichend, weil es sich eine Resistenz gegen die Insulinwirkung entwickelt hat. Die Zellen sprechen also auf Insulin nicht so gut an, wie bei Gesunden. Das hat mit der hohen Fettmasse zum Tun, vor allem das Viszeralfett (das Fett innerhalb der Bauchhöhle) und das Fett in der Leber sind in dieser Hinsicht problematisch. Fett an diesen Stellen bedeutet also auch ein erhöhtes Risiko an Diabetes Mellitus Typ 2 zu erkranken.


Der Körper kann als Kompensation lange Zeit durch eine erhöhte Insulinproduktion den Blutzuckerspiegel im normalen Bereich halten (Insulinresistenz, ohne erhöhten Blutzuckerwerte). Bei den Zuckermessungen fällt somit vorerst nichts auf.


Irgendwann kann aber der Körper nicht mehr mithalten, das Insulin reicht in Ausnahmefällen nicht mehr, um den Blutzucker im normalen Bereich zu halten. Es kann Prädiabetes auftreten, in diesem Stadium sind die Zuckerwerte leicht erhöht, aber erfüllen die Kriterien noch nicht für Diabetes. Auch zu diesem Zeitpunkt bestehen meistens immer noch keine Symptome.


Sobald der Nüchternwert bei 126 mg/dl oder höher liegt, oder im Belastungstest der 2h-Wert 200 mg/dl oder größer ist, wird die Diagnose Diabetes gestellt. Auch dabei treten noch nicht zwangsläufig Symptome auf, die Diagnose wird häufig als Zufallsbefund im Labor gestellt. Die klassischen Beschwerden wie z.B. Durst und häufiges Wasserlassen treten oft erst bei deutlich höheren Werten auf.


Wie es sich aber durch die Entstehung erkennen lässt, haben viele Sachen bereits vor der Diagnosestellung nicht richtig funktioniert. Der hohe Blutzuckerspiegel ist lediglich die Spitze des Eisbergs. Es ist also auch nicht ausreichend, mit Medikamenten den Blutzucker zu senken. Ja, ein normaler oder nah normaler Blutzuckerwert ist das Ziel der Behandlung, um Komplikationen wie metabolische Entgleisungen und Verkalkung der Gefäße zu vermeiden. Aber für den langfristigen Behandlungserfolg sollten auch folgende Probleme adressiert werden: Insulinresistenz, Übergewicht, unausgewogene Ernährung, Bewegungsmangel.

Bewegung, Ernährung, Gewichtabnahme
Ziel der Basistherapie ist ein aktiver Lebensstil mit Anpassung der Ernährungsgewohnheiten

Nicht umsonst bildet die nicht medikamentöse Behandlung (die Lebensstiländerung) die Basis der antidiabetischen Therapie. Und das auch in späteren Stadien, wenn man schon auf Medikamente angewiesen ist.


Diesbezüglich ist aber meiner Meinung nach die Hilfestellung, was im Rahmen der Regelversorgung angeboten wird, leider unzureichend. Die Schuhlungen bieten zwar eine gute Wissensbasis, werden aber praktisch oft nicht ausreichend umgesetzt. Eine Gewichtsabnahme wird nur selten erreicht, obwohl diese den Stoffwechsel enorm verbessern könnte. Bezüglich der körperlichen Aktivität gibt es zwar klare allgemeine Empfehlungen, jedoch in den meisten Fällen kein konkreter Plan, wie der Patient / die Patientin sich dahin entwickelt, diese Anforderungen tatsächlich erfüllen zu können.


Es wird also viel Potenzial liegen gelassen, wenn es um die nicht-medikamentöse Behandlung geht. Ich möchte deshalb die Personen unterstützen, die bereit sind, in diesen Lebensbereichen die Verantwortung zu übernehmen um ein noch besseres Ergebnis zu erzielen. Was sich alles durch eine erfolgreiche nicht-medikamentöse Therapie erreichen lässt, werde ich im nächsten Beitrag vorstellen.

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